Wagyu-Haltung auf dem Hof Bremer in Emtinghausen

Gerold Bremer liegt die enge Bindung zu seinen Wagyus sehr am Herzen.

Das Fleisch des Kobe-Rindes gilt als das beste und teuerste Rindfleisch der Welt. Es ranken sich viele Mythen darum, wie die Tiere in der japanischen Region Kōbe behandelt werden, um den einzigartigen Geschmack zu erzielen. Fakt ist, dass das Fleisch nur den Namen „Kobe“ tragen darf, wenn die Rinder tatsächlich in dieser Region geboren, aufgewachsen und geschlachtet worden sind, erklärt Landwirt Gerold Bremer aus Emtinghausen: „Das ist wie mit dem Champagner, der aus der Champagne stammen muss, sonst heißt es Sekt.“ Werden die Tiere außerhalb von Japan gehalten, benutze man stattdessen den Begriff Wagyu, was wörtlich übersetzt einfach nur „japanisches Rind“ heißt.

Nach sechs Stunden ausverkauft
Zum Stolz der Familie Bremer ist ihr Betrieb in Emtinghausen der einzige im Landkreis Verden, der selber Wagyu-Fleisch ab Hof vermarket. Vor fünf Jahren hatten die Bremers ihre Milchkuhhaltung eingestellt und sich überlegt, wie sie zukünftig ihre Weideflächen nutzen könnten. Sie kamen in Kontakt zu einem Züchter in Schleswig-Holstein und nach einem Besuch waren sie überzeugt, dass auch sie Wagyus halten möchten. Doch nicht nur das Fleisch, sondern auch die Anschaffung der Rinder ist sehr teuer. Deshalb kauften die Bremers stattdessen das Sperma ein und ließen ihre Schwarz-Bunten damit besamen. Die Nachkommen werden dann erneut besamt, sodass die Tiere mit jeder Generation etwas reinrassiger werden.
„Wir hatten zuerst geplant drei bis vier Tiere zu halten, jährlich eines zu schlachten und über das Jahr hinweg zu vermarkten“, erzählt Bremer. Im Juli 2021 war es dann tatsächlich so weit. Im Alter von über 30 Monaten und somit deutlich älter als ein herkömmliches Rind, war das erste Tier schlachtreif. Über Flyer, Plakate und das Internet wurde der Vermarktungstag angekündigt. Angeboten wurden zehn Sorten Steaks, Burger, Salami und Bratwurst. Die herbeiströmenden Kundinnen waren begeistert. „Es war gewaltig“, schwärmt Bremer über die große Nachfrage, „Innerhalb von sechs Stunden waren wir ausverkauft.“ Also musste ein zweiter Termin im Oktober geplant werden – mit ähnlichem Erfolg: „Aus Tarmstedt, Kirchwalsede und Twistringen kamen die Leute, viele auch aus Bremen und ein paar hier aus der Umgebung. Es dauerte diesmal nur vier Stunden bis alles verkauft war.“ Also wurde beschlossen für März 2022 einen Termin nur für Stammkundinnen zu planen, der nicht öffentlich beworben wurde.

Bestand auf 18 Tiere aufgestockt
„Das Besondere am Wagyu-Fleisch ist die Fettmarmorierung“, erklärt Bremer. „Beim Braten zieht das Aroma aus dem Fett in das Fleisch ein und das macht seinen besonderen Geschmack aus.“ Susanne Bremer hat sich intensiv mit der Zubereitung des Fleisches befasst, Bücher von Fleischsommeliers gelesen und gibt ihren Kundinnen gern eine Bratanleitung mit auf den Weg. Um der Nachfrage gerecht werden zu können, wurde der Bestand inzwischen auf 18 Tiere aufgestockt, vom kleinen Kalb bis zur Mutterkuh. Den Winter über kommen die Tiere in den Stall, im Sommer sind sie mit viel Auslauf auf der Weide. Sie wachsen langsam, sind etwas kleiner als hiesige Rinder und sehr gesund. „Einen Tierarzt habe ich bisher noch nie gebraucht“, ist Gerold Bremer begeistert. Bis zu einem Alter von sechs Monaten dürfen die Kälber bei ihren Müttern bleiben. Gerold und Susanne Bremer sind glücklich darüber, diese besonderen Tiere halten zu dürfen und über die begeisterten Reaktionen ihrer Kundinnen. „Viele erzählen uns, dass sie eigentlich wenig Fleisch essen, aber wenn doch, dann eben etwas Besonderes“, erzählt Gerold Bremer. „Klasse statt Masse“ ist hier das Stichwort. Während sich früher bei ihren Schwarz-Bunten manchmal nur die besten Stücke verkaufen ließen, konnten sie bei der Wagyu-Vermarktung wirklich alles an den Mann bzw. die Frau bringen. „Selbst Schwanz, Zunge, Leber und sogar die Knochen“, ist Bremer begeistert.
Auf die vielen Mythen, die im Internet zur Wagyu- bzw. Kobe-Haltung kursieren, schüttelt er nur den Kopf. „Nie im Leben würde ich meinen Tieren Bier geben“, empört er sich. Und auch dass man die Tiere ständig streicheln und massieren müsse, hält er für überzogen. Eine ausgewogene Ernährung, zu der auch ein spezielles Mineral- und Kraftfutter gehört, sowie eine gute persönliche Bindung zu seinen Tieren liegen ihm jedoch am Herzen. Als sein erstes Wagyu-Rind zum Schlachter nach Martfeld gebracht wurde, mochte er es nicht begleiten, weil er zu sehr an dem Tier hing, räumt er ein. Auf der anderen Seite gäbe es die Tiere wahrscheinlich gar nicht mehr, wenn man sie nicht zur Lebensmittelproduktion nutzen würde, erzählt er und bietet dem ansonsten überwiegend vegetarisch lebenden Överblick-Redakteur ein Stück wohlschmeckende Wagyu-Salami zum Probieren an. (uc)