Jacqueline Knopp aus Leeste ist Autorin, Podcasterin und Coach für hochsensible Multitalente


Jacqueline Knopp ist zurück in Weyhe-Leeste. Nachdem sie 2011 ihr Abitur an der örtlichen KGS erlangt hatte, hat sie in mehreren Etappen einmal die gesamte Welt umrundet.

In den neun Jahren, die sie fernab der Heimat verbrachte, hat sie Internationale Beziehungen und Französische Sprach- und Literaturwissenschaft in den Niederlanden, Deutschland und Frankreich studiert. Sie reiste nach England, Thailand und Indien; hat Praktika und Traineeprogramme bei der Deutschen Botschaft in Kenia und der EU-Delegation in Somalia absolviert. Für das Bachelorstudium zog sie nach Kiel, hat dort als Projektmanagerin für die Bildungsinitiative „opencampus“ gearbeitet und war ehrenamtlich u.a. in der Hilfe für Geflüchtete, einem Nachhaltigkeitsverein und der Umweltinitiative „foodsharing“ zur Rettung aussortierter Lebensmittel aktiv.

Raus in die Welt

Was von außen betrachtet ein wenig getrieben wirkt, fühlt sich im Rückblick auch für Jacqueline so an: „Damals nach dem Abi wollte ich aber was erleben und raus in die Welt. Es gab noch keine Nachtbusse nach Bremen und ich fühlte mich hier eingeschlossen und abgeschnitten. Deshalb bin ich für die Zeit bis zum Studienbeginn erstmal nach London gezogen und habe dort als Kellnerin gejobbt.“ Das war der Startpunkt zu den zahlreichen ge­nannten weiteren Stationen.

Innere Grenzen respektieren

Erst später merkte sie, wie oft sie dabei ihre inneren Grenzen überschritten hatte. Auf der einen Seite brannte sie vor Begeisterung für ihre jeweiligen Aufgaben und Ziele; auf der anderen Seite geriet sie dabei immer wieder in innere und äußere Krisen, die sie zu überfordern drohten. Erst in ihren drei Jahren in Kiel kam sie etwas zur Ruhe und lernte ihre Erlebnisse einzuordnen und zu verstehen. Geholfen hat ihr dabei ihre Ausbildung zum ganzheitlichen Coach bei der Diplom-Psychologin Angelika Gulder. Über ihre Ausbilderin kam sie erstmalig mit dem Begriff „Hochsensibilität“ in Berührung. Damit wird ein Persönlichkeitsmerkmal von Menschen beschrieben, die innere und äußere Reize, Gedankengänge und Sinneseindrücke intensiver wahrnehmen als andere. Um alles verarbeiten zu können, brauchen sie mehr Ruhe und geraten in Stress und Leistungsdruck, wenn sie keine Möglichkeit dazu bekommen. Als sich Jacqueline näher mit diesem Thema beschäftige, konnte sie vieles von ihrem Verhalten und Erleben verstehen und ist nun überzeugt, dass sie eine „hochsensible Scannerpersönlichkeit“ ist.

Vielseitig interessiert

Mit Scanner wird ein weiteres Charaktermerkmal bezeichnet, das sich am ehesten mit dem Begriff Multitalent übersetzen lässt. Es steht nicht zwingend im Zusammenhang mit der Hochsensibilität, beides tritt jedoch häufig gemeinsam auf. Scanner sind vielseitig interessiert, machen gern mehrere Projekte und Jobs zur gleichen Zeit, wechseln diese aber auch häufig und suchen nach neuen Herausforderungen. Hochsensibilität und Scannerpersönlichkeit können sich gut ergänzen, beinhalten aber auch gegensätzliche Bedürfnisse, die es „unter einen Hut zu bringen“ gilt. „Durch die Beschäftigung mit dem Thema habe ich erkannt, wie ich eigentlich ticke und was ich brauche“, erzählt Jacqueline. Sie beschloss, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse an andere weiterzugeben und ein Coaching speziell für hochsensible Multitalente anzubieten.

Podcast und Youtube-Kanal

Über „Kulturgrenzenlos“, dem Verein zur Unterstützung von Geflüchteten, lernte sie ihren Partner Jannis kennen, mit dem sie inzwischen gemeinsam in Leeste lebt. Zusammen beschlossen sie 2019, Deutschland den Rücken zu kehren und ein Jahr in Neuseeland zu verbringen. Sie lebten in einem ausgebauten Van, mit dem sie quer durchs Land reisten, und Jacqueline bot Online-Coachings an, was durch die Zeitverschiebung nicht immer einfach war. Von Neuseeland aus veröffentlichte sie ihr erstes Buch „Plastikfrei für Anfänger“, das Ende 2019 erschien. Ihre Reise und die Themen, die sie beschäftigten, dokumentierten die beiden auf ihrem Youtube-Kanal „Van Vagabunden“ und Jacqueline gründete unterwegs ihren Podcast „Hochsensibel & Stark“. Zu dieser Zeit galt in Neuseeland ein frühzeitiger strenger Lockdown, mit dem das Coronavirus unter Kontrolle gebracht wurde. Das Reisen war dadurch stark eingeschränkt, da sämtliche Van-Stellplätze geschlossen wurden. Zwischenzeitlich fanden sie zwar noch eine Mietwohnung, beschlossen dann aber doch frühzeitig im Juli 2020 nach Deutschland zurückzukehren, zumal Jaqueline einen Job an der Grundschule in Weyhe angeboten bekam.

Drittes Buch in Planung

Diesen hat sie inzwischen bereits wieder beendet und konzentriert sich auf ihre Coachings, gibt Kurse an der VHS und hat im Frühjahr 2021 ihr zweites Buch „Ich kann viel und das ist gut so! Erkenne deine Stärken und entfalte dein volles Potenzial als hochsensibles Multitalent.“ veröffentlicht, zu dem Thema, das ihr besonders am Herzen liegt. Und auch das dritte Buch ist bereits in Planung: Nach dem Sommer möchte sie einen Ratgeber für Multitalente mit zahlreichen Praxisbeispielen veröffentlichen.
Die Rückkehr in ihre Heimat sieht sie als richtige Entscheidung zur richtigen Zeit an. „Ich bin erwachsener, gefestigter und unabhängiger zurückgekommen und es ist voll schön wieder hier zu sein. Inzwischen kann ich die Ruhe und die Natur hier sehr genießen und habe den Rückzugsort gefunden, den ich für meine Arbeit brauche.“ (uc)


In Leeste hat Jacqueline Knopp den Rückzugsort gefunden, den sie für ihre Arbeit als Autorin braucht.