Fast 2.000 Menschen sind von Februar bis Ende April aus der Ukraine in
den Landkreis Verden gekommen. Das berichtete die zuständige
Abteilungsleiterin des Kreises, Jasmin Schwenker, in der letzten Sitzung
des Kreisfrauenrates im Verdener Kreishaus. Davon sind knapp zwei Drittel
Frauen. Seit Mai 2022 seien 555 Menschen zugezogen, im Schnitt seien es
etwa 100 Personen, die pro Monat aufgenommen würden. Das sind die
Zahlen. Aber wie geht es den Menschen aus der Ukraine, die nun hier sind,
was haben sie erlebt, wie ist ihre Perspektive?

Tea Bebia ist eine von ihnen. Sie ist vor sieben Monaten mit ihrer 9-
jährigen Tochter Anna aus der Ukraine gekommen. Ihr Weg führte sie von
der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer nach Oyten. „Tea Bebia und
ihre Tochter sind nicht freiwillig gegangen“ machte die Vorsitzende des
Kreisfrauenrates, Karin Labinsky-Meyer, deutlich, „sie sind vor dem Krieg
geflohen.“

„Am Anfang wussten wir nicht, wie lange der Krieg dauern würde“,
schildert Tea Bebia die Situation, „drei Tage, eine Woche? Alle sagten,
bringe dein Kind in Sicherheit. Mein Mann, meine Eltern forderten mich
dringend auf zu gehen.“ Eine Entscheidung, die ihr sichtlich schwergefallen
ist. Sie war an eine Flucht erinnert, die schon länger her war, als sie selbst
noch ein Kind war. „Meine Mutter ist schon geflüchtet, damals mit mir und
meinem Bruder aus Georgien“, berichtete sie. Eine Erfahrung, die sich nun
wiederholt hat. Ihren Mann, die Familie, den Freundeskreis und einen
guten Job, das alles habe sie hinter sich lassen müssen. Die junge Frau
berichtete im Kreisfrauenrat in gutem Deutsch. Sie hat die Sprache in
wenigen Monaten gelernt.

Hier sei sie sehr herzlich aufgenommen worden. Tea Bebia, die insgesamt
fünf Sprachen spricht, wechselt kurz ins Englische. Sie habe eine gute
Freundin aus ihrer Studienzeit in den USA, die in Oyten wohne. Diese
Freundin habe sie ermuntert, nach Deutschland zu kommen und so ist es
Oyten geworden. Tea Bebia ist mittlerweile Assistenzkraft in einer
Flüchtlingsunterkunft in Langwedel. „Ich helfe dort“, sagte sie, „weil ich viel
Hilfe bekommen habe und nun etwas zurückgeben möchte.“

Ein paar Wünsche an das Land, in dem sie jetzt lebt, formuliert Tea Bebia.
Die ukrainischen Frauen, die sie kennengelernt habe, seien sehr gut
ausgebildet und hätten gute Berufsabschlüsse. Diese Abschlüsse sollten
schneller anerkannt werden. Firmen könnten Berufspraktika anbieten. „Das
wäre ein Gewinn für alle.“