Anita-Augspurg-Preis 2023 geht an die Aktivistin und Forscherin Olena Zinenko aus der Ukraine

Olena Zinenko aus der Ukraine bekam den Friedenspreis für ihren Einsatz für Menschenrechte, Inklusion und Anti-Diskriminierung verliehen. Foto: IFFF

Seit 2017 verleiht die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) den „Anita-Augspurg-Preis“ an eine „Rebellin gegen den Krieg“, die sich für den Frieden in ihrem Heimatland einsetzt. Verden ist als Geburtsort von Anita Augspurg Kooperationspartnerin der Friedensliga und die Preisverleihung wird am 15. September im Verdener Dom stattfinden. Als überzeugte Pazifistin hat sich Anita Augspurg entscheidend für die Gründung der IFFF engagiert.

Die Preisträgerin 2023 kommt aus der Ukraine
„Die Ukraine braucht dringend Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenrechte“, sagt Bürgermeister Lutz Brockmann: „Im Namen der Stadt Verden gratuliere ich Olena Zinenko zum Anita-Augspurg-Preis 2023 und der Internationalen Frauenliga zur Wahl der Preisträgerin. Mit dem Preisgeld von 5.000 Euro kann die Preisträgerin Projekte umsetzen, um eine friedliche Welt voranzubringen.“ Das Preisgeld so­wie die Kosten für eine Veran­staltungsreise durch Deutschland werden durch Spenden finanziert. Wer das Projekt finanziell unterstützen möchte, kann seinen bzw. ihren Betrag überweisen an das Konto der IFFF, DE72 4306 0967 1142 5987 03, BIC: GENODEM1GLS, Betreff: Rebellinnenpreis 2023.
Die ukrainische Kulturaktivistin, Medienpraktikerin und Forscherin Olena Zinenko wohnt zurzeit in Frankfurt an der Oder. Sie lebte zuvor in Charkiw, wo sie an der Nationalen Universität Philologie studierte und danach zehn Jahre lang als Journalistin arbeitete.

Beratung für NGOs
Seit 2018 ist sie Dozentin an der Nationalen Universität W. N. Karasin und der Staatlichen Kulturakademie Char­­kiw. Darüber hinaus arbeitet Zinenko mit dem Zentrum für Genderkultur in Charkiw und berät verschiedene Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in den Bereichen Kommunikation und Medien. Zusammen mit der Kharkiv Regional Foundation Public Alternative will sie die Menschenrechte, Inklusion und Anti-Diskriminierung in der Ukraine fördern. Außerdem ist sie als Trainerin und Mentorin im UNICEF UPSHIFT-Programm für Jugendliche in der Ukraine aktiv.

Würdigung und Sichtbarkeit
Ziel des Friedenspreises ist es unter anderem, den Preisträgerinnen mehr Sichtbarkeit zu verleihen. So soll die Würdigung ihres mutigen Engagements dazu beitragen, ihnen neue Möglichkeiten zu eröffnen.
Organisatorin Kathrin Packham, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, sagt: „Es ist uns zudem wichtig, Stadtgesellschaft und Preisverleihung zusammen zu bringen. Mit Olena Zinenko planen wir z.B. eine Gesprächsrunde mit Verdener Frauen und Ukrainischen Frauen, die derzeit in Verden leben. Der Verdener Anita-Augspurg-Verein bietet außerdem eine Stadtführung über das Leben von Anita Augspurg für die Preisträgerin und ihre Mitstreiterinnen an.“ Weitere Personen können ebenfalls an der Führung am Samstag, 16.09. ab 11.00 Uhr teilnehmen, wenn sie sich zuvor unter info@anita-augspurg.de anmelden.

Preisverleihung seit 2017
Es ist bereits die fünfte internationale Preisverleihung. Die bisherigen Preisträgerinnen sind Efi Latsoudi (Griechenland 2021), Rasha Jarhum (Jemen 2019), Gulnara Shahinian (Armenien 2018) und Zaina Erhaim (Syrien 2017). (pm/uc)

Hintergrund: Anita Augspurg und die Frauenfriedensliga

Die IFFF ist eine internationale Nichtregierungsorganisation mit nationalen Sektionen in über 40 Ländern auf allen Kontinenten dieser Welt.
Sie ist die älteste Frauen-Friedensorganisation welt­­­weit. Ge­grün­det 1915 auf dem „Inter­na­ti­o­naler Frauen­friedens­kon­gress“, mitten im Ersten Weltkrieg, in Den Haag, richtet sie sich gegen alle For­men von Krieg und Ge­walt und fordert die Garantie von Frauenrechten als Menschen­recht ein. Die ge­bür­tige Verden­erin Dr. Anita Augs­purg war eine der Initiatorinnen.
Die Versammlung der Frauen machte 1915 bereits im Vorfeld großen Eindruck. Die Kriegs­parteien, darunter insbesondere Deutschland und England, ver­suchten die Reise hunderter Frauen nach Den Haag mit Rei­se- und Passbeschränkungen zu verhindern. Anita Augspurg und ihrer Lebensgefährtin Lida G. Heymann gelang die Einreise.
Auf Initiative von Lida G. Hey­mann wurde auch der Protest gegen Vergewaltigungen von Frau­en, „welche die Begleit­er­scheinung jedes Krieges sind“, in die Abschlussresolution des Kon­gresses aufgenommen.
Nach Kriegsende war es schließlich 1919 möglich, den 1915 in Den Haag gefassten Be­schluss zu realisieren und einen internationalen Kongress nach Zürich einzuberufen. Um dem Status einer ständigen Institution zu entsprechen, be­schlossen die Frauen auf Antrag von Anita Augspurg, das bis­herige „Inter­na­ti­onale Komitee für dau­ernden Frieden“ um­zu­be­nennen in „Inter­na­tionale Frau­en­liga für Frieden und Freiheit (IFFF)“. Im Eng­lischen heißt es „Women’s In­ternational League for Peace and Freedom (WILPF)“. Der Sitz der Or­ga­nisation ist seitdem in Genf, dort, wo damals auch der eben ge­gründete Völkerbund tagte und sich heute der zweite Hauptsitz der Vereinten Nationen (UN) be­findet. Die IFFF/WILPF besitzt Be­raterstatus bei verschiedenen Gremien der UN. (pm)