Dörverdener Verein “AllerArten e.V.” schafft Biotope für gefährdete Pflanzen und Tiere
Naturschutz und Landwirtschaft müssen nicht miteinander konkurrieren, sondern können Hand in Hand miteinander arbeiten. Davon sind die Gründer*innen des Vereins „AllerArten“ überzeugt, der im letzten Jahr in Dörverden gegründet wurde. „Unser Ziel ist es, die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren im Aller-Weser-Dreieck zu erhalten und zu steigern“, erläutert Vorstandsmitglied Ehler Lohmann, der lange Zeit als Biolandwirt tätig war. Dazu kauft der Verein Flächen, richtet auf ihnen Biotope für Pflanze und Tiere ein und stellt sie für eine extensive landwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung. Unterstützung bekommt er dazu durch das Insektenschutzprogramm der Landesregierung, über das sich Pflanz- und Arbeitsmaterial finanzieren lässt.
Wertvolles Magerrasenbiotop
Aktuell hat der Verein bereits zwei jeweils rund drei Hektar große Flächen in Stedorf und Hülsen gekauft, die zwar für die landwirtschaftliche Nutzung nur begrenzt attraktiv waren, aber gleichzeitig seltenen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause bieten können. In Hülsen handelt es sich um ein Sandbodengebiet im Überschwemmungsbereich der Aller, das nun in ein ökologisch wertvolles Magerrasenbiotop umgewandelt wird. Es bietet neben vielen seltenen Pflanzen besonders auch vom Aussterben bedrohten Heuschreckenarten ein Zuhause, wie etwa der blauflügeligen Ödlandschrecke.
Durch die Überdüngung der Landschaft und die intensive landwirtschaftliche Nutzung sind solche Trockenwiesen inzwischen äußerst selten geworden und viele dort ansässige Arten deshalb inzwischen auf der „roten Liste“ zu finden. Eine extensive Beweidung durch Schafe ist hingegen sogar förderlich, da hierdurch das Überwuchern mit Bäumen und Sträuchern verhindert wird. Die regelmäßige Überschwemmung durch die Aller zieht ebenfalls besondere Tier- und Pflanzenarten an, die sich im Laufe der Evolution an diese Bedingungen angepasst haben und durch die Eindeichung der Flüsse inzwischen einen großen Teil ihres Lebensraumes verloren haben.
Die Fläche in Stedorf ist ein recht feuchter ehemaliger Maisacker, auf dem durch Mulden, Senken und Teiche ein Biotop u.a. für Falter, Libellen und Amphibien entsteht.
Bedrohte Nutztierrassen
Doch nicht nur für die Artenvielfalt der Wildtiere und Pflanzen ist der Verein aktiv. Auch viele Nutztierrassen und alte Kulturobst- und Gemüsesorten sind inzwischen vom Aussterben bedroht. So werden die vereinseigenen Flächen durch das „Rauhwollige Pommersche Landschaf“ beweidet, das nach dem Zweiten Weltkrieg schon fast ausgestorben zu sein schien und erst durch das Engagement der vertriebenen Hinterpommern in Westdeutschland eine neue Verbreitung fand.
Regionaltypische Obstsorten
Ebenfalls vom Aussterben bedroht sind viele alte, zum Teil regionaltypische Apfelsorten. Deshalb engagiert sich der Verein einerseits für die Neupflanzung von Streuobstwiesen, auf denen diese Sorten wachsen. Anderseits möchte er dafür sorgen, dass die bestehenden Obstbaumbestände im Aller-Weser-Dreieck gepflegt und erhalten werden. Dazu arbeitet er mit der bundesweit tätigen Obstbaumschnittschule aus Erfurt zusammen. Seit diesem Jahr ist Dörverden der norddeutsche Standort, an dem Kursleiterin Gesine Langlotz die Baumwartausbildung anbietet (siehe Artikel rechts). Auf den durch den Verein betreuten Obstwiesen wie auch den gemeindeeigenen Beständen wird im Rahmen der Kurse der naturgemäße Obstbaumschnitt gelehrt und so kostenneutral die Pflege der Bäume durchgeführt.
Der AllerArten e.V. ist als gemeinnützig anerkannt und besteht aktuell aus insgesamt zwölf Mitgliedern zu denen Landwirtinnen, Biologinnen und Naturschützer*innen gehören. Der Vorstand besteht aus Ehler Lohmann und Corbinian Schöfinius aus Dörverden-Westen sowie Agnes Graf aus Dörverden-Stedorf. Weitere Infos: www.allerarten.de (uc)