In Riedes Ortsmitte steht seit wenigen Wochen der erste Samenbomben-Automat des Dorfes. Gebaut haben ihn Christian Hasemann und Tochter Ronja (12 Jahre). Sie setzen damit ein Zeichen gegen die Verschotterung des Ortes und der Gleichgültigkeit der Politik.

Vater und Tochter neben ihrem Automaten

„Auch im ländlichen Raum kippen sich leider immer mehr Menschen Schotter in den Garten“, sagt Christian Hasemann. Dabei sagt die Niedersächsische Landesbauordnung, dass unbebaute Flächen zu begrünen seien. „Leider hat sich bisher weder die Gemeinde Riede, die Samtgemeinde, noch der Landkreis drum gekümmert“, so Hasemann. Nach einem Zeitungsartikel, in dem Hasemann die zunehmende Praxis des Schotterns und der Gleichgültigkeit der Politik und Verwaltung anprangerte, ergriff Gemeindedirektor Winkelmann das Wort und erinnerte die Bürger an die Bauordnung. „Die Kommunalwahlen nähern sich und da hängt man offensichtlich bei der SPD das Fähnchen nach dem Wind“, sagt Hasemann, der aus der Nachbarschaft und auch per Post viel Zuspruch bekam.

Aber Vater und Tochter wollten nicht nur meckern, sondern auch ein Zeichen setzen. An dem Automaten können sich Spaziergänger für einen geringen Betrag eine Samenbombe ziehen. „Das sind Kugeln aus Lehm, Heil- und Pflanzerde“, erklärt Hasemann. Im Inneren: Samen von Nützlingspflanzen Senf, Borretsch, Buchweizen und Sonnenblumen. Dazu gibt es einen erklärenden Text und einen QR-Code für Menschen aus Riede, die sich für Ökologie und Artenschutz engagieren wollen. „Uns ist klar, dass wir damit keinen Schottergarten zu einer bunten Wiese umwandeln, aber es geht auch darum, überhaupt das Bewusstsein zu schaffen.“ Tatsächlich können Vater und Tochter von ihrer Terrasse immer wieder beobachten, wie interessierte Rieder den Automaten samt Text in Augenschein nehmen.

Die Samenbomben

„Und wenn wir nur einen Rieder dadurch überzeugen, keinen Schotter in den Garten zu kippen oder einen Vertikal-Schotter-Zaun aufzustellen (damit sind Doppelstabmattenzäune mit Schottergabionen gemeint), dann ist das Ganze schon ein Erfolg“, so Hasemann. „Wenn wir alle nur ein bisschen tun würden, dann könnten wir den Klimawandel noch beherrschbar machen.“ Man dürfe nicht auf die Politik warten, sondern vor Ort, in den Kommunen, jetzt mit dem ökologischen Wandel beginnen.

Und noch etwas hat die Auseinandersetzung in Gang gebracht: Hasemann wird mit drei Mitstreiterinnen und Mitstreitern bei der kommenden Kommunalwahl für die Grüne Liste kandidieren. „Nicht, weil ich zu viel Freizeit habe, sondern weil etwas geschehen muss und man die Gemeindearbeit nicht denjenigen überlassen darf, die seit Jahren dabei mithelfen, das Dorfbild zu zerstören“, sagt Hasemann mit Blick auf den derzeit ablaufenden Abriss des Traditionsgasthaus Scholvin-Ortmann im Zentrum Riedes, dem Bau einer überdimensionierten Seniorenresidenz, für den die gültigen Abstandsregeln außer Kraft gesetzt wurden und den völlig missglückten Neubaugebieten an der Schule und der Feuerwehr in Riede.

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