Angehende Baumwarte sorgen für fachgerechten Baumschnitt in der Apfelallee in Dörverden-Westen.

Dörverden wird norddeutscher Standort der führenden Obstbaumschnittschule Erfurt

Wuseliges Treiben herrscht im März in der Apfelbaum-Allee, die sich in der Nähe des Sportplatzes in Dörverden-Westen quer durch die Äcker zieht. Leiter an Leiter ist an den Bäumen platziert, an denen sich behelmte Menschen zu schaffen machen. Interessiert bleibt eine Spaziergängerin stehen und fragt vorsichtig danach, was hier gerade vor sich geht.

Ausbilung zum Baumwart
Bei den überwiegend jungen Leuten handelt es sich um angehende Baumwarte, die hier unter Anleitung von Gesine Langlotz ihre einjährige Ausbildung absolvieren und dabei im Nebeneffekt für einen fachgerechten Obstbaumschnitt sorgen. Sehr zur Freude des AllerArten e.V., der sich dafür engagiert hat, Dörverden als norddeutschen Standort der Obstbaumschnittschule Erfurt zu etablieren.

Bundesweit verbreitetes Ausbildungskonzept
Deren Gründer, der Agaringenieur Michael Grolm, hat den alten Beruf des Baumwartes wiederbelebt und ein eigenes Ausbildungskonzept entwickelt. Dieses wird inzwischen deutschlandweit, grob aufgeteilt in die Himmelsrichtungen Nord, Ost, West und Süd angeboten.
Es beinhaltet vier Unterrichtsblöcke von fünf Tagen, an denen Erziehungsschnitt von Jungbäumen, Altbaumschnitt, Veredeln von Obstbäumen, Sommerschnitt und das Aufasten von Wertholzbäumen in Theorie und Praxis gelehrt werden. Das Programm wird durch vielfältige Abendvorträge zu diversen Themen der Kulturlandschaftspflege abgerundet. Die ebenfalls angebotene zweijährige Ausbildung greift zusätzlich intensiv die Umstellung ungepflegter Kronen, Erziehungsschnitt bei Kirschen und Pflaumen sowie Sortenkunde, Pflanzenschutz und Krankheiten auf.

Qualitativ und quantitativ hohe Erträge
Gesine Langlotz hat selbst die Baumwartprüfung absolviert, bevor sie Ausbilderin hierfür wurde. Leitbild der Ausbildung ist der sogenannte „Oeschbergschnitt“, der Anfang des 20. Jahrhunderts speziell für großkronige, hochstämmige Obstbäume entwickelt wurde. Er verfolgt das Ziel, dem Baum ein hohes Alter zu ermöglichen und garan­tiert eine gute Belichtung in jedem Teil der Krone. „Dies führt zu qualitativ wie auch quantitativ guten Erträgen“, so Langlotz.
Um dieses Ziel zu erreichen, sei es besonders wichtig, durch jährliches Schneiden innerhalb der ersten 15 bis 20 Jahre die Grundlagen zu legen. Für den Rest der bis zu 100 Jahre langen Lebensdauer eines Hochstamm­baumes reguliert sich das Wachstum danach selbst und es sind nur noch weniger Eingriffe notwendig. Durch die intensive Pflege in der Anfangszeit, den sogenannten Erziehungsschnitt, lasse sich auf Dauer gesehen extrem viel Zeit sparen, erläutert Langlotz.

Teilnehmerinnen aus ganz Norddeutschland

In der Apfelbaum-Allee beim Sportplatz des TSV Westen stellt sich jedoch heraus, dass die Pflege der Obstgehölze zu lange nicht durchgeführt wurde und das Leitbild nach Oeschberg nur noch schwer zu erreichen sei. Hier sei ein Abweichen vom Ideal sinnvoll, erklärt Langlotz. Ein Problem stellt dies jedoch nicht dar, denn auch wie in solch einem Fall vorzu­gehen ist, gehört zur Ausbildung. Besser sah es auf der Obst­baumwiese an der Hauptstraße zwischen Westen und Hülsen aus. Hier lernten die Teil­nehmerinnen den sogenannte Umstellungsschnitt, also das Zu­rückführen der bereits etwas verwachsenen Bäume zu einem Kronenaufbau nach Oeschberg.
Angereist waren die an­ge­henden Baumwarte aus ganz Norddeutschland. Zur Freude von Agnes Graf vom AllerArten e.V. sind auch einige Teil­nehmerinnen aus der Gemeinde Döverden dabei, die sich zu­künftig für die fachgerechte Obst­baumpflege in unserer Region engagieren möchten.
Weitere Infos sowie eine Übersicht, in der auch die in die­ser Re­gion aktiven Baum­warte zu finden sind, gibt es im Internet auf der Homepage www.obstbaumschnitt­schule.de. (uc)

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