NABU fehlt gewässerpolitische Zukunftsperspektive für den Biberschutz
Hannover – Niedersachsens Flüsse und Bäche befinden sich in einem schlechten Zustand. Die jüngsten Berichte der Europäischen Umweltagentur zur EU-Wasserrahmenrichtlinie sowie die Ergebnisse der ARD-Mitmachaktion #unsereFluesse bestätigen dieses Bild. Vor diesem Hintergrund erachtet der NABU Niedersachsen die gegenwärtigen Diskussionen am „Runden Tisch Biber“ des Umweltministeriums als nicht zeitgemäß.
Biber © NABU/Christian Morawitz
„Statt die Rückkehr des Bibers nach Niedersachsen als Chance zu begrüßen und seine nachgewiesene Fähigkeit zur Renaturierung von Gewässerlandschaften anzuerkennen, dominieren derzeit Konfliktdebatten um Entschädigungsfragen und mögliche Eingriffe in die Biberpopulation“, erklärt Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. Der Biber, einst ausgerottet, sei ein wertvoller Ökoingenieur, dessen Aktivitäten die Biodiversität und den Landschaftswasserhaushalt nachhaltig fördern könnten.
Der erste Entwurf „Leitfaden und Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Bibern in Niedersachsen“ des Umweltministeriums rückt jedoch Fragen zur Bewältigung biberverursachter Konflikte in den Vordergrund. Der positive Einfluss von Bibern auf Fließgewässer und die Artenvielfalt wird hingegen auf einer Seite abgehandelt. Der NABU-Landesvorsitzende Dr. Holger Buschmann kritisiert dies: „Angesichts der dringenden Notwendigkeit, den Zustand unserer Gewässer zu verbessern, ist es geradezu absurd, wenn die Versuche von Bibern, Bäche zu renaturieren, nicht als wertvolle Ökosystemleistungen, sondern als Schäden wahrgenommen werden“.
Der NABU fordert ein Biberkonzept, das eine artenschutzfachliche und landschaftsökologische Vision enthält. „Wir brauchen eine gemeinsame Strategie der verschiedenen Interessengruppen, wie das ökologische Potenzial des Bibers für die Renaturierung von Gewässern, die Förderung der biologischen Vielfalt und die Stabilisierung des dürregefährdeten Wasserhaushalts genutzt werden könnte – und die unsere Landschaften zukunftsfähig macht“, so Buschmann. Er räumt ein, „dass es Gewässerstandorte gibt, an denen die Ansiedlung von Bibern problematisch sein kann und die Deichsicherheit sowie der Hochwasserschutz Vorrang haben müssen. Aber in der deutlich überwiegenden Zahl der Fälle bieten Biberansiedlungen mehr Chancen als Risiken“.
Der NABU Niedersachsen empfiehlt dem niedersächsischen Umweltministerium, im Biberkonzept klar darzulegen, wie das Land Niedersachsen programmatisch, finanziell und personell dazu beitragen will, Bibern mehr Gestaltungsspielraum zu geben. So könne die Renaturierung der Gewässerlandschaften vorangetrieben und die EU-Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie zur Verbesserung des Gewässerzustands schneller erreicht werden. Der NABU-Landesvorsitzende betont, dass hier „noch deutlich Luft nach oben“ besteht.