Artikelserie „SoLaWis im Landkreis Verden“ – Teil 4: Brümmanns Hof in Quelkhorn

Laura und Tobias Bertzbach leben gemeinsam mit ihren Rindern auf ihrem Hof in Ottersberg-Quelkhorn. Foto: uc

In der letzten Zeit haben sich im Landkreis Verden gleich mehrere Betriebe gegründet, die sich nach dem Prinzip der solidarischen Land­wirtschaft, kurz SoLaWi, organisieren. Bei einer SoLaWi finanzieren die Abnehmer*innen nicht das einzelne Le­bens­mittel, sondern als Mitglieder mit einem fes­ten Beitrag gemeinsam die gesamte Produktion und teilen dann untereinander den Ernteertrag auf. Im vierten Teil unserer kleinen Serie zum Thema stellen wir diesmal die SoLaWi auf dem Brümmanns Hof in Quel­k­horn vor.

„Wir sind Michviehleute“, bringt Gründerin Laura Bertzbach die Kernidee und die Besonderheit der SoLaWi „Brümmanns Hof“ auf den Punkt. Denn anders als bei den anderen SoLaWis im Land­kreis Verden stehen hier die Rin­der­haltung und die Pro­uktion von Milch und Milchprodukten im Mittelpunkt des Betriebes. Bevor Laura ihren Mann Tobias kennenlernte, arbeitete sie auf Demeter-Milch-Betrieben in Nor­wegen – frisch verliebt ver­brachten die beiden später re­gel­mäßig die Sommer auf der Alm und betreuten dort die Kühe der Berg­bauern. Aber eine eigene tier­gerechte Rinderhaltung, die ihren Vorstellungen entspricht – „Das geht nur als SoLaWi“, ist Laura überzeugt.

Inspiration vom Mirandahof
Inspiriert und motiviert wurden sie dazu von Christine und Thomas Kröger vom Mirandahof, die kurz hinter der Land­kreis­grenze seit 2007 eine SoLaWi in Stuckenborstel betreiben.
Die Möglichkeit, ihren Traum umzusetzen ergab sich, als Tobias 2017 die alte Hofstelle von seinem Onkel übernehmen konnte. Bis in die 1970er-Jahre war der Hof noch an einen Landwirt verpachtet und wurde entsprechend bewirtschaftet. Da­nach wurden die Gebäude und Flächen teilverpachtet, u.a. auch an den in der Nachbarschaft ansässigen Parzivalhof.
Brümmanns Hof ist der überlieferte Name der Hofstelle, die zu den ältesten von ganz Quelkhorn gehört, erklärt Tobias. Nachdem das Paar den Hof übernommen hatte, begannen sie die Flächen zurückzuholen, das Haus zu renovieren und die SoLaWi zu planen.

Seit Ende 2023 mit hofeigener Käserei
Diese versorgt nun seit Sommer 2022 ihre Mitglieder mit Milch und regionalem Gemüse sowie seit der Eröffnung der Käserei im November 2023 auch mit Quark und Joghurt. Darüber hinaus gibt es, wenn mal ein Ochse geschlachtet werden muss, auch Fleischpakete für die Mitglieder.

Muttergebundene Kälberaufzucht
Aktuell leben neben Laura, Tobias und ihren drei Kindern auch einige Hühner sowie insgesamt 10 Rinder der vom Aus­sterben bedrohten Rasse „Angler Rotvieh, alte Zucht­richtung“ auf dem Hof: Drei Kühe, die gemolken werden; vier Kälber; ein Ochse sowie zwei Jungrinder, die noch nicht gemolken werden („Färsen“). Anders als üblich, werden die Kälber hier nicht nach der Geburt von der Mutter getrennt, sondern in Form der sogenannten „muttergebundenen Käl­ber­auf­zucht“ gehalten. Die Jungtiere bleiben hier vier Wochen bei der Mutter und können so viel und oft trinken wie sie möchten. Danach kommen sie auf eine Kälberweide, werden aber trotz­dem weiterhin zweimal täglich zu den Müttern zum Säugen ge­bracht. Erst wenn die Kälber satt sind, werden die Kühe gemolken und die überschüssige Milch für den menschlichen Ver­zehr genutzt. „Im Biobereich be­kommen Käl­ber circa sechs Liter Milch am Tag – morgens drei abends drei – im konven­ti­o­nellen Landbau häufig Milch­er­satz; bei uns trinken die Kälber eher zehn Liter oder mehr pro Tag“, erklärt Laura Bertzbach. Auch der Sozi­alkontakt sei wich­tig für die Tiere. „Ich finde, das sieht man unseren Kälbern auch an“, so die studierte Landwirtin, „sie wirken sehr glück­lich und gesund.“

Unterstützung beim Aufbau des Gemüsebereiches
Beim Ausbau des Gemüse­bereiches wurden die beiden im letzten Jahr von einem Gärtnergesellen unterstützt, der eine vorübergehende Beschäftigung suchte und inzwischen seinen eigenen Betrieb gegründet hat. „Das war toll“, schwärmt Laura, „wir sind ja beide keine Gärtner und der hatte das Wissen und hat uns vieles erklärt.“ Auch in diesem Bereich wirtschaftet der demeterzertifizierte Betrieb kon­se­quent naturnah und öko­lo­gisch.
Auf 3.000 m² Frei­land­fläche baut Laura von Hand und oh­ne große Maschinen eine gro­ße Vielfalt an Gemüse wie Salat, Gurken, Bohnen, Erbsen, Zu­c­chini, Kür­bisse, Möhren, Zwie­beln und Kartoffeln sowie Kräuter und zahlreiche Schnittblumen für die Mitglieder an, über die sich auch die zahlreichen hier le­benden Insekten freuen. Alle Pflanzen wer­den selbst ange­zogen, zu­neh­mend auch aus selbst­ge­züch­tetem Saatgut. Da­durch kann der Hof auch viele besondere Sorten anbieten, die bei den gängigen Pflanzen­großhändlern nicht erhältlich sind.

SoLaWi-Einstieg aktuell jederzeit möglich
Derzeit hat der Hof von den rund 30 möglichen Anteilen 23 vergeben, sodass aktuell noch jederzeit neue Mitglieder ein­stei­gen könnten. Zweimal wöchent­lich können sie das frisch ge­erntete Gemüse sowie Milch und Milchprodukte abholen. Die Lebensmittel werden nicht zu­geteilt, sondern können jeweils frei aus dem bereitgestellten Sor­timent ausgewählt werden. Der Anspruch der Bertzbachs ist es, so viel Lebensmittel zu pro­du­zieren, dass alle Mitglieder die Möglichkeit haben, ihren persön­lichen Bedarf darüber abzu­decken. Bei Familien wird des­halb darum gebeten, dass alle erwachsenen Mitglieder einen An­teil buchen – Kinder sind frei.
Bei der Milch ist es sogar so, dass derzeit über den aktuellen Bedarf hinaus produziert wird. Die überschüssige Milch wird dann bei befreundeten SoLaWis wie der benachbarten Boh­nen­bande zum Verkauf angeboten. „Wir überlegen aktuell, ob wir reine Milchanteile anbieten sollten, denn dieses Verkaufen mag ich eigentlich gar nicht so“, erzählt Laura. (uc)

Kontakt und weitere Infos: www.bruemmannshof.de

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