Eine lange Pause soll bald zu Ende gehen: aufgrund der Corona-Pandemie und gleichzeitiger Baumaßnahmen war und ist das Heimatmuseum Grafschaft Hoya seit März 2020 bis voraussichtlich Mai 2021 für Gruppen und Besucher geschlossen. Geplante Sonderausstellungen mussten mehrfach verschoben werden – still war es hier aber nicht. Während an dem ehemaligen Gutshaus in der Regie der Stadt Hoya die Instandhaltungsmaßnahmen stattfanden, war auch hinter den Kulissen viel zu tun: Für die Baumaßnahmen im Haus war die Dauerausstellung abzubauen und staubdicht zu verhüllen. Im Bereich von Dach und Keller mussten die Sammlungsbestände gesichert werden. Erst in der Vorweihnachtszeit konnte an den Wiederaufbau der Dauerausstellung gedacht und dieser vorbereitet werden. Kaum war der Bauzaun weg, bevölkerten zudem Strickzwerge als Weihnachtsaktion die Fenster und die Umgebung des Museums.

Aus der Not eine Tugend gemacht

Die Baumaßnahmen und die Pandemie haben auch im Museum vieles auf den Kopf gestellt. Ohne die klassischen, aber arbeitsintensiven Vorarbeiten wurde die Not zur Tugend gemacht und mit einfachen Mitteln, tiefem Luftholen und einem Schuss Kreativität das Museum mehr oder weniger ad hoc neu gestaltet. Die neu entstandene Struktur soll der Anfang weiterer Veränderungen im Heimatmuseum sein, die parallel zum hoffentlich bald wieder laufenden Museumsbetrieb umgesetzt werden: dabei geht es ebenso um Inhalte, gestalterische Ergänzungen sowie Maßnahmen zur präventiven Konservierung. Einige aufwändigere Ideen, die auch das Haus und die Hausgeschichte mehr in den Mittelpunkt rücken, gehören zu den Zukunftsvisionen für das Museum.

Aus Alt mach Neu

Da zahlreiche Arbeits- und Abstellräume geleert und neu strukturiert werden mussten, gab es dort Fundstücke, aus denen kreative Vitrinenlösungen ersonnen wurden. Selbst die Corona-Schutzwand konnte mit vorhandenem Material umgesetzt werden. Dennoch hat es die Arbeit enorm erleichtert, dass es bereits im Vorfeld über die Reinertrags-Ausschüttung (Gewinnsparen) der Volksbank Aller-Weser eG, Gelder für Vitrinen-Innenausstattungen gegeben hatte. Der Landschaftsverband Weser-Hunte half miteinem Zuschuss, die Exponate während der Bauphase zu sichern und einen neuen Magazinraum auszustatten. Eine besondere Herausforderung war für dieses bis vor wenigen Jahren rein ehrenamtlich betriebene Museum, dass insbesondere zu Beginn der Bauarbeiten und während des ersten Lockdowns sämtliche Aufgaben auf den Schultern der hauptamtlichen Mitarbeiter lagen, die zu dritt keine volle Stelle bekleiden. Kontaktlose Unterstützungsformen, insbesondere für den Austausch mit Vereinsmitgliedern, wurden im Laufe des Jahres ausgebaut. An dieser Stelle danken die Museumsleiterin und der Vereinsvorstand all denen, die es unter Berücksichtigung aller Vorgaben möglich gemacht haben, die Arbeit Stück für Stück voran zu bringen: inklusive der Verantwortlichen in der Stadt und der Handwerker rund umdie Architektin, die sich um die Sanierungsmaßnahmen gekümmert haben.

Dauerausstellung – neue Einblicke

Während die Fassade im Erdgeschoss noch auf ihren Anstrich wartet, erstrahlt der Eingangsbereich frisch gestrichen in voller Pracht: es wird wieder erkennbar, dass dies einmal ein erster Repräsentationsraum und das Treppenhaus eines Burgmannenhofes war. Eine zentrale Veränderung ist der Tausch der Ausstellungsräume. Nach dem Motto „Altbewährtes erhalten – neue Einblicke schaffen“ ist die Dauerausstellung ins Hochparterre gezogen. Im Mittelpunkt steht die Grafschaft Hoya mit dem Schloss, daran angrenzend lässt sich die Altstadt mit Blick auf die Martinskirche und den Burgmannshöfenneu entdecken. Zur anderen Seite bettet die Weser die Ausstellung ein und gibt einen Einblick, wie vielfältig die Prägung eines Flusses ist, der die Stadt gleichzeitig teilt und verbindet. Vertieft wird in der neuen Ausstellung die „Heimat“ aus dem Titel des Museums. Wie sah Hoya im letz-ten Jahrhundert aus, welche Institutionen und Geschäfte prägten das Stadtbild? Dies bietet Einheimischen und Auswärtigen gleichermaßen neue Einblicke und kann den Blick auf manch ein Gebäude der Stadt verändern. Dabei ist die Ausstellung auf Wandel angelegt: Jubiläen, neue Exponate, neue Forschungsergebnisse oder Sonderausstellungen sollen immer wieder für Veränderungen genutzt werden.

Barrierearme Sonderausstellungsfläche

Durch den Raumtausch sind die Sonderausstellungen zukünftig fast barrierefrei zugänglich: ihnen steht nun ebenerdig ein großzügiger und variabler Durchgangsraum zur Verfügung. In der ersten Sonderausstellung wird es um Forschungsfelder der Archäologie gehen: passend zu den Geschehnissen auf dem Gelände der zukünftigen ASB-Rettungswache und -Tagespflege (dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses und der dortigen Mühlen) sowie rund um das Grafenschloss. Dieser aktuelle Bezug lässt es fast als gute Fügung erscheinen, dass die Ausstellung dieses Jahr, anstatt wie ursprünglich geplantletztes Jahr, gezeigt werden. So lange größere Veranstaltungen im Museum nicht möglich sind, wird auch das „Café“ zum Ausstellungsraum. Angedacht ist die Nutzung für kleine Kabinettausstellungen, bis hier wieder Veranstaltungen angeboten werden können.

Ausblick

Sobald das Wetter es zulässt, steht im Bereich der Haussanierung noch der Außenanstrich des Erdgeschosses an. Auch im Museum sind bis zur Wiedereröffnung noch zahlreiche Handgriff nötig. Der erste Einblick in die neue Dauerausstellung zeigt aber auch, was auch mit kleinen Ressourcen machbar ist. Die Museumsleiterin freut sich, zusammen mit dem Vereinsvorstand, wenn bald die Museumstüren wieder geöffnet werden können. Dabei hat das Team den 16. Mai 2021, den internationalen Museumstag, für die die Wiedereröffnung im Blick.

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