Bürgermeister Rainer Ditzfeld (l.) und Projektleiter Andreas Gräfe (r.) sind gemeinsam mit Bauamtsleiter Steffen Zorn verantwortlich für die Neubebauung rund um den Achimer Bahnhof. Foto: uc

Achim bekommt ein neues Gesicht – insbesondere für Menschen, die mit dem Zug anreisen oder von der Autobahnabfahrt Achim-Nord in Richtung Innenstadt fahren. Wer regelmäßig auf diesen Strecken unterwegs ist, kann live die Fortschritte bei der Neubebauung des „Liekenareals“ mitverfolgen, auf dem noch bis 2018 die ehemalige Lieken-Urkorn-Fabrik stand.

Doch das ist nur der Anfang: Auch auf der anderen Seite der Schienen soll Neues entstehen. Das ehemalige Postgebäude wird abgerissen und durch ein vierstöckiges Geschäfts- und Wohnhaus ersetzt mit Arztpraxen, Büros, einer Tiefgarage und zwölf Wohnungen. Im Erdgeschoss sollen zudem die Waldheim Werkstätten ein neues Zuhause finden. Die Stadt hatte das Gelände zwischenzeitlich gekauft, einen Architekturwettbewerb dafür aus­ge­schrieben und es nun mit etwas Gewinn an eine Investorengruppe aus Bremen verkauft.

Vom Gieschenkreisel bis zum Achimer Bruch
Eine Vorgehens­weise, mit der die Stadt bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht hatte und es auch weiterhin vorhat. Denn auf diese Weise habe man die Möglichkeit direkten Einfluss auf die Bebauung und die Gestaltung der Stadt zu nehmen, erläutern Bürgermeister Rainer Ditzfeld und Steffen Zorn, Leiter des Fach­be­reichs Bauen und Stadtent­wicklung im Rahmen eines Pressetermines zum Sanierungsgebiet Nördliche Achimer Innenstadt samt Baustellenführung durch Projektleiter Andreas Gräfe.
Zum Sanierungsgebiet gehört weit mehr als nur das Post- und das Liekengelände. Es zieht sich von den Schienen bis an der Kreisel beim Hotel Gieschen und auf der anderen Seite entlang der Gleise bis an die Grünflächen des Achimer Bruchs. „Die größte Neugestaltung, die es bisher in Achim gegeben hat“, betont Bürgermeister Ditzfeld. Zwischen Liekenareal und Vogel­sied­lung soll außerdem das eben­falls zum Sanierungsgebiet gehörige Gelände des ehemaligen Steinmetzbetriebes Pfitzner neu gestaltet und bebaut werden – wie genau steht in diesem Fall jedoch bisher noch nicht fest.

Wohn- und Gewerbebebauung auf dem Liekeareal
Am weitesten fortgeschritten ist die Bautätigkeit auf dem Liekengelände: Das markante siebenstöckige Gebäude mit der abgerundeten Fassade und das angrenzende fünfstöckige Gebäude mit roten Klinkersteinen bilden hier einen neuen Blickfang. Büros, Praxen, Handels- und Dienstleistungsbetriebe, zu denen u.a. die Kreissparkasse, ein Rossmann-Markt sowie ein SAM-Bäckereishop mit Café gehören, sollen hier angesiedelt werden. Gleichzeitig bildet dieser große Gewerbebau einen Schallschutz für die dahinter liegenden drei Wohngebäude, die Platz für 29 neue Wohnungen bieten, von denen – bis auf eine – alle die Anforderungen des sozialen Wohnungsbaus erfüllen.

Zufahrt über den neuen Liekenkreisel
Umrahmt wird der gesamte Gebäudekomplex von zwei neuen Straßen: Die Königsworther Straße führt vom neuen Liekenkreisel am Aldiparkplatz entlang in das neue Wohn- und Gewerbegebiet und mündet in Form einer T-Kreuzung in den Urkorn­weg. Dieser verläuft von den Schienen aus in Richtung Vogelsiedlung, endet allerdings kurz vorher als Sackgasse, zumindest für Autos. Lediglich für Fahrräder und Fußgänger*innen wird es eine Verbindung zur Straße „Auf dem Wehrfelde“ geben, um die neuen Bewohner und Bewohnerinnen vor zu viel Durchgangsverkehr zu schützen.
Denn auch hinter dem Aldimarkt soll neuer Wohnraum entstehen: Drei neue Gebäude mit jeweils drei Stockwerken sollen Platz für rund 40 weitere Wohnungen bieten.

Parkhaus mit 200 Plätzen
Wo die Königsworther Straße auf den Urkornweg trifft, soll sich die Zufahrt zum neuen Mobilitätscenter befinden. In dem großen Parkhaus wird es 100 zentrale Stellplätze für die Mieterinnen und Mieter geben sowie 100 weitere Park&Ride-Parkplätze für den Bahnhof. Neun der Parkplätze sowie zwei weitere für das hier angebotene Carsharing werden über eine Lademöglichkeit für Elektroautos verfügen. Sämtliche weitere sind so gestaltet, dass sie jederzeit problemlos hierfür nachgerüstet werden können.
Angrenzend an das Mobilitätscenter wird eine modern gestaltete Kita mit Gründach gebaut. Mit Strom versorgt wird sie, wie auch das Parkhaus selbst, von der großen Photovoltaikanlage, die die Bürgerenergiegenossenschaft Bremen auf dem Dach des Mobilitätscenters installieren wird.
Auch an der Gaswerkstraße, die entlang der Schienen zu den Stadtwerken führt, wird ab dem Frühjahr gebaut. An der Unterführung zu den Gleisen soll der neue ZOB entstehen mit Haltestellen für vier Lienen- und zwei Bürgerbusse. Für die Dauer der Bauarbeiten wird die Gaswerkstraße bis voraussichtlich Ende des Jahres für den Durchgangsverkehr gesperrt und anschließend ausschließlich für den Busverkehr wieder geöffnet. Die Zufahrt in das neue geschaffene Wohn- und Gewerbequartier wird dann über den Liekenkreisel und die Königsworther Straße erfolgen.
Mit dem neuen ZOB und dem großen Parkhaus will die Stadt den Verkehr auf die andere Seite der Schienen umleiten und so den Innenstadtbereich entlasten.

Hohe Investionen aus privatwirtschaftler Hand
Rund 70 Millionen Euro aus privatwirtschaftlicher Hand werden in die Neugestaltung der nördlichen Achimer Innenstadt fließen. Angeschoben wurde dies durch drei Millionen Euro, die die Stadt übernimmt und die um weitere sechs Millionen Euro Städtebauförderung aus Bundes- und Landesmitteln aufgestockt werden. Gut investiertes Geld, sind sich Ditzfeld, Zorn und Gräfe einig, denn mit überschaubarem Einsatz wird in der einwohnerstärksten Stadt des Landkreises ein beeindruckendes Sanierungsprojekt realisiert. (uc)


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