Dirk Blumenthal (l.) und Jochen Grabler (r.) berichten in der Podcast-Folge 2 über einen Briefbomben-Attentäter aus Drakenburg. Foto: butenunbinnen.de

Seit Juni 2022 beschäftigt sich der Radio-Bremen-True-Crime-Podcast „Mord Nordwest“ mit aufsehenerregenden Mordfällen und kuriosen Justizskandalen. Gleich in der zweiten Folge geht es dabei um einen Fall, der von Verden aus eine der bis dahin größten polizeilichen Fahndungen in der noch jungen Bundesrepublik ausgelöst hat. 1951 hatte der von Zeugen als „Tangojüngling“ bezeichnete 22-jährige Erich von Halacz Brief­bomben an den Chefredakteur der Tageszeitung Bremer Nachrichten und den Chef der Marmeladenfabrik Göbber in Eystrup verschickt.

Der Anschlag in Verden misslang
Der Chefredakteur und eine 18-jährige Büroangestellte der Marmeladenfabrik starben durch die Explosionen und zwölf weitere Menschen wurden verletzt. Eine weitere Briefbombe an den Verdener Futtermittelfabrikanten Anton Höing zündete nicht und war Ausgangspunkt einer großangelegten Suche nach dem Täter.
Polizei und Journalisten recherchierten im Verdener Postamt, wo das explosive rohr­för­mige Paket aufgegeben worden war. Zeugenaussagen führten zum ersten Phantombild der deutschen Kriminalgeschichte, das ein Zeichner der Bremer Tageszeitung anfertigte und das zum Auffinden des Täters einen wesentlichen Beitrag leistete. In der Zeitung, im Radio und in den Kinowochenschauen wurde nach dem Täter gefahndet. Der Chefredakteur der Nienburger Tageszeitung „Die Harke“ erinnerte sich anhand des Phantombildes an einen jungen Mann, der sich bei ihm um eine Anstellung beworben hatte. So kam man dem 22-jährigen Arbeitslosen auf die Spur, der in Drakenburg bei Nienburg lebte.
In seinem Heimatort fiel er durch seinen Kamelhaarmantel, den eleganten Lebenswandel und seine USA-Vernarrtheit auf. Nachts bemalte er Nienburger Bürgersteige mit der Aufforderung „Besucht die USA!“.

Verurteilung am Verdener Landgericht im Jahre 1952
Bei seinem späteren Geständnis gab er an, dass er durch die Drohung mit weiteren Anschlägen 5.000 DM erpressen wollte, um in Nienburg einen Schallplattenladen zu eröffnen. 1952 wurde er am Landgericht Verden zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt, jedoch 1974 aufgrund einer Begnadigung wieder aus dem Gefängnis entlassen. (uc)