Kreisfrauenrat fordert verlässliche und ausreichende
Landesfinanzierung
„Lasst die Frauenhäuser nicht im Regen stehen“ – Dieser Appell geht vom Kreisfrauenrat beim Landkreis Verden aus. Hintergrund: Die Landesfinanzierung der Frauenhäuser wird zurzeit geändert. Vorgesehen ist zwar insgesamt eine geringfügige Erhöhung, doch sie ist angesichts der gestiegenen Kosten längst nicht ausreichend, befinden Fachfrauen. Die vorgesehenen Änderungen erläuterte Ulla Schobert, geschäftsführende
Leiterin des Verdener Frauenhauses und der Beratungsstelle bei häuslicherGewalt – BISS, jetzt im Kreisfrauenrat.
Die Istanbul-Konvention Frauen verpflichte alle staatlichen Ebenen, Maßnahmen zum Schutz von Frauen gegen Gewalt zu ergreifen. Deshalb forderten die Frauenhäuser eine verbindliche, verlässliche und ausreichende Mitfinanzierung von Frauenhäusern und BISS-Stellen durch das Land, so Ulla Schobert. Das sei durch die vorliegende Richtlinie, die
zurzeit in der Anhörung ist, nicht gewährleistet. So sei für die BISS-Stellen eine verlässliche Finanzierung nach Parametern wie etwa der Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner sinnvoll, um eine verlässliche Finanzierung und Personalplanung zu erreichen und nicht die vorgeschlagenen Pauschalen. Zumal die Anhebung der Fallpauschale um 2 Euro die Kostensteigerungen gar nicht abdecken könne.
Ausdrücklich begrüßt werden die Qualitätsstandards, die die Richtlinie festlegt. Damit werde deutlich gemacht, dass die Hilfe für gewaltbetroffene Frauen eine professionelle Aufgabe sei. Kritisch gesehen wird, dass die Hilfen für Kinder, die im Frauenhaus leben und alle häusliche Gewalt miterlebt hätten, in der Richtlinie nicht berücksichtigt werden.
Ersatzlos gestrichen werden solle aus Sicht der Expertin die Festlegung einer Verweildauer der Frauen im Frauenhaus. Der Richtlinienentwurf sehe einen Zeitraum von drei Monaten vor, die letztliche Entscheidung darüber liege beim jeweiligen Frauenhaus. Diese Regelung verkenne, dass
Frauenhäuser nicht nur akut versorgen, sondern psychisch stabilisieren und die Frauen dabei unterstützen, eine neue gewaltfreie Lebensperspektive zu entwickeln. Insgesamt, so der Tenor im Kreisfrauenrat, brauche es eine deutliche Erhöhung der Landesmittel. Die geschäftsführende Leiterin des
Verdener Frauenhauses, Ulla Schobert, zeigte sich optimistisch, dass es noch Veränderungen an der Richtlinie geben werde: „Wenn wir alle zusammenhalten, können wir vielleicht noch etwas erreichen“, ist ihre Überzeugung.
Der Kreisfrauenrat werde sich in die Diskussion um die Richtlinien
einbringen, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Kreisfrauenrates, Andrea Michallik zu. „Wir werden uns den Richtlinienentwurf eingehend ansehen und uns zu Wort melden.“
Die Frauenberatung Verden machte darauf aufmerksam, dass die
Landeskoordinierungsstelle aller niedersächsischer Frauenberatungen in Hannover aller Voraussicht nach nicht weiter gefördert werden sollte. Regine Balk bat darum, sich für den Fortbestand der Stelle einzusetzen.
Die Weiterführung des Projekts Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft Landkreis Verden bis zum offiziellen Ende der aktuellen EU-Förderperiode am 31.12.2027 und der absehbare Wechsel in der Projektleitung im Frühjahr 2022 nahm der Kreisfrauenrat zum Anlass, die Arbeit der Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft auf die Tagesordnung zu setzen.
Die langjährige Projektleiterin Ulrike Helberg-Manke fasste in ihrem Bericht den Auftrag und die Arbeit mit den Frauen, Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern unter dem Titel „Veränderungsprozesse initiieren, professionell begleiten und unterstützen“ zusammen. Der Bericht lieferte Antworten auf die Fragen, warum es für den Lebens- und Wirtschaftsstandort Landkreis Verden wichtig ist, das Projekt weiterzuführen und warum erwerbstätige und erwerbsfähige Frauen mit
familiären Interessen und Verpflichtungen ebenso im Mittelpunkt der Arbeit stehen wie Unternehmen, Institutionen, Einrichtungen und Verwaltungen.
Die Präsentation finden Interessierte unter www.frau-und-wirtschaft.de
Gratulation und Blumen gab es für die frisch gewählte allererste
Samtgemeindebürgermeisterin in Thedinghausen, Anke Fahrenholz. In der Stichwahl konnte sich Fahrenholz erfolgreich durchsetzen. Mit Schwung, Kompetenz und großer Lust etwas zu bewegen, gehe sie das Amt an, versicherte Fahrenholz im Kreisfrauenrat.