Rund 20 Verwaltungsmitarbeiter aus dem Bau‐ und Planungsbereich des Landkreis Verden sowie seiner kreiseigenen Städte und Gemeinden haben vergangene Woche an einer Fachveranstaltung der Klimaschutzagentur kleVer zum Thema Photovoltaik in Kommunen teilgenommen.
„Ziel der Veranstaltung ist, einen bunten Strauß an Umsetzungsmöglichkeiten von Photovoltaikpro‐
jekten mitzugeben“, begrüßte Janine Schmidt‐Curreli, Geschäftsführerin der kleVer, die Teilnehmenden im Verdener Rathaussaal. „Gleichzeitig wollen wir mit unserem Kommunalen Energieeffizienz Netzwerk den Verwaltungen eine Plattform zum Wissensaustausch bieten und gemeinsam an denselben Herausforderungen arbeiten.“

PV‐Strategie Niedersachsens: von 4 Gigawatt auf 50 Gigawatt bis 2040
Janneke Jüttner vom Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz erläuterte eingangs die Klimaschutzstrategie der Landesregierung. Das Niedersächsische Klimaschutzgesetz sieht vor, dass bis 2040 der Energiebedarf vollkommen aus Erneuerbaren Energien gedeckt wird. „Um die Klimaschutzziele einzuhalten, benötigen wir einen jährlichen PV‐Zubau von 3.000 MW, derzeit sind wir bei rund 100 MW pro Jahr,“ machte Jüttner die Herausforderung deutlich. Ein umfas‐
sendes Programm mit einem Volumen von 1 Mrd. Euro wurde geschnürt, um Klimaschutzmaßnahmen verstärkt auf den Weg zu bringen. Außerdem sei eine PV‐Pflicht für neu errichtete gewerblich genutzte Gebäude geplant. Für Häuslebauer ist eine „Vorbereitungspflicht“ beabsichtigt. Rechtsanwalt Dr. Fabio Longo stellte verschiedene Möglichkeiten vor wie Kommunen eine PV‐Pflicht in die Bauleitplanung verankern können. In den Vorreiterstädten Marburg und Tübingen gäbe es eine
hohe Akzeptanz seitens der Bürger. „Ich kann nur appellieren, Mut zu haben und ins Handeln zu kommen“, gab Longo den Verwaltungsmitarbeitern mit.

Schaumburger Modell: PV auf Schuldächern ohne zusätzliche Kosten

Mit Pragmatismus und Kreativität ist der Landkreis Schaumburg ins Handeln gekommen als das inzwischen unter dem Namen „Schaumburger Modell“ bekannt gewordene Prinzip aus der Taufe gehoben wurde. Der zuständige Bauamtsleiter Nils Althoff berichtete seinen Kollegen aus dem Landkreis Verden von dem Ursprungproblem: der Wunsch Schuldächer mit Photovoltaik auszustatten war da, nur fehlten die Finanzmittel. Die Suche nach Investoren war schwierig, da die Vergütung für die PV‐
Stromeinspeisung ins Netz stark gefallen war. Das macht reine Einspeiseprojekte für Investoren unwirtschaftlich. Der Schulträger könnte ohnehin nur von einer minimalen Pacht profitieren, hat aber keinen Kostenvorteil beim Strombezug. Althoffs Idee: Investoren finanzieren und installieren die PV‐ Anlage, der Strom wird jedoch nicht ins öffentliche Netz eingespeist, sondern soweit wie möglich direkt von den Schulen genutzt. Der Schulträger verpflichtet sich, den Solarstrom abzunehmen unter
der Bedingung, dass dieser langfristig günstiger ist als jener vom örtlichen Versorger. Das Ergebnis:
Ohne Investitionskosten konnten bisher 12 Schuldächer mit Photovoltaik ausgerüstet und die Strombezugskosten insgesamt reduziert werden.

Energieexperte Ludwig Brokering stellte weitere Betreibermodelle für Kommunen vor. Er merkte jedoch auch an, dass bei den für die Klimaschutzzielen nötigen PV‐Ausbau wichtig wäre, auf Bundesebene stärkere wirtschaftliche Anreize zu setzen. Trotz der Referentenschar und Fülle an Informationen blieben auch Fragen offen, zum Beispiel steuerrechtlicher Art. „Die Fragen nehmen wir als Hausaufgabe mit“, versprach Schmidt‐Curreli. Ein nächster Austausch ist im Dezember vorgesehen.

Hintergrund:
Das Kommunale Energieeffizienz‐Netzwerk Landkreis Verden (KEEN) hat das Ziel, ein Energiemonitoring der kommunalen Energieverbräuche zu implementieren. Hierdurch sollen Energiekosten und CO2‐Emissionen reduziert werden. Netzwerkveranstaltungen bieten einen Wissenstransfer‐ und aus‐
tausch zu aktuellen Themen. Das KEEN wird über die Kommunalrichtlinie des Bundesumweltministeriums gefördert und läuft von April 2021 bis März 2024. Beteiligt sind der Landkreis Verden, seine kreiseigenen Städte und Gemeinden. Initiatorin ist die Klimaschutz‐ und Energieagentur Landkreis
Verden gGmbH – kleVer, Netzwerkmanagement und energietechnische Beratung liegen bei der target GmbH aus Hameln.

Kontakt:
Janine Schmidt‐Curreli
Tel: 04231 6775‐226
j.schmidt‐curreli@klever‐klima.de
www.klever‐klima.de

error: Inhalt geschützt!