
Spektakulus e.V. organisiert Liverollenspiele für Kinder in der Hasenheide bei Kirchlinteln

Wer am Himmelfahrtswochenende durch die Wälder rund um das Pfadfindergelände Hasenheide südöstlich von Verden spazierte, könnte dort Orks, Elfen oder Goblins begegnet sein. Gruppen junger Menschen in historischer Kleidung durchstreiften das Gebiet und zogen, wie einem geheimen Drehbuch folgend, in Schlachten gegen verschiedene Fabelwesen.
Ein Drehbuch für dieses Treiben gibt es tatsächlich. Es wurde entwickelt von den Mitgliedern des in Walsrode ansässigen Vereines Spektakulus, der Liverollenspiele (Live Action Roll Play = LARP) für Kinder organisiert. Hauptverantwortlich ist an diesem Wochenende Spielleiter (SL) Mika Dittbrenner, unterstützt durch ein neunköpfiges Team.
Rätsel lösen und Aufgaben bewältigen
„Wie bei einem LARP für Erwachsene, gibt es auch bei uns drei unterschiedliche Rollen – die SC, NSC und SL“, erklärt Mika. Die teilnehmenden Kinder oder Familien sind die Spielercharaktere (SC), die Rätsel lösen, Aufgaben bewältigen oder Schlachten bestehen müssen.
Sie wählen eine eigene Rolle aus und begeben sich als diese auf Entdeckungsreisen in die Spielwelt und können durch ihre Entscheidungen den Spielverlauf beeinflussen.
Mika und sein Team sind als SL für die Rahmenhandlung verantwortlich. Sie beobachten, ausgerüstet mit Funkgeräten, aus dem Hintergrund die Aktionen und stellen die SC zum geeigneten Zeitpunkt vor die passenden Herausforderungen.
Erfahrende LARPer wirken als NSC mit
NSC steht für Nichtspieler-Charaktere. Sie sind von den SL instruierte Statistinnen und Statisten, die unterschiedliche Rollen einnehmen, mit denen die Spielerinnen und Spieler konfrontiert werden. Erfahrene LARPer (Mindestalter 16 Jahre) reisen aus ganz Norddeutschland an, um hier als NSC mitzuwirken. Ihre Kostüme und Ausrüstung bringen sie zu großen Teilen selbst mit und manche nehmen Fahrtstrecken von über 400 km in Kauf, um teilnehmen zu können.
Was an Ausrüstung fehlt, stellt der Spektakulus-Verein zur Verfügung, bei dem sich ein umfangreiches Repertoire an Verkleidungen, LARP-Waffen, LED-Effekten und Pyrotechnik wie auch etliche selbstgefertigten Requisiten und Kulissen angesammelt hat.
Rund 250 Menschen streifen durch die Wälder und Wiesen
Insgesamt streiften an diesem Wochenende rund 250 Menschen durch die Wälder und Wiesen, rechnet Mika vor: 140 SC, 100 NSC und die 10 SL. „Die Himmelfahrtsveranstaltung ist das größte Event des Vereines“, erzählt er. Der nächste Termin fand Anfang Juni statt. Weitere folgen für Kinder vom 6. bis 8. September sowie für Jugendliche und Erwachsene vom 25. bis 27. Oktober. Eine Wochenveranstaltung findet zudem in den Sommerferien vom 15. bis 21. Juli in Fallingbostel statt.
Die ersten Liverollenspiele wurden 2008 noch als Angebot des Kinder- und Jugendhilfevereines KiJuKu e.V. aus Walsrode angeboten, bevor sich 10 Jahre später ein eigener Verein dafür gründete. „Viele der heutigen Aktiven haben damals selbst als Teilnehmerkinder angefangen“, erklärt Mika.
Requisiten und Kulissen werden selbst gebaut
Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt und alle Mitglieder sind ehrenamtlich hier tätig – viele von ihnen unermüdlich – viele Stunden – das ganze Jahr hindurch. Sobald die Saison beendet ist, wird bereits für die nächste geplant. Requisiten und Kulissen werden gebaut, gemeinsam werden das Drehbuch und der Spielplan für die kommenden Events geschrieben, die Küchencrew plant die Verpflegung und kurz vor Beginn müssen die vielen Kulissen aufgebaut und anschließend wieder abgebaut werden.

Pädagogisch geschulte Betreuerinnen und Betreuer
Zu den Vereinsmitgliedern gehört auch ein ausgebildeter Pyrotechniker, der für beeindruckende Feuer-, Licht- und Raucheffekte sorgt und passenderweise bei dem LARP die Rolle eines Magiers einnimmt.
Viele von ihnen haben eine pädagogische Ausbildung und alle Betreuerinnen und Betreuer werden in speziellen Seminaren geschult, sodass jederzeit der kindgerechte Ablauf der Veranstaltungen gewährleistet ist. Bevor es losgeht, wird den Kindern erklärt, dass sie sich in eine Fantasiewelt begeben und alle Wesen, die ihnen begegnen, nur gespielt und in Wirklichkeit „ganz lieb und ungefährlich“ sind. Sollte ein Kind trotzdem mit einer Szene überfordert sein, wird diese sofort unterbrochen und der Bösewicht demaskiert sich und beruhigt das Kind. Im Kampf wird auf die Einhaltung der Sicherheitsregeln geachtet (Schläge auf den Kopf, Hals und Unterleib sind beispielsweise verboten) und bei wiederholtem Verstoß folgt der Ausschluss auf Zeit oder sogar vollständig. Die erstaunlich echt wirkenden Schwerter bestehen aus Fiberglasstäben, die mit einem Schaumstoffmantel umhüllt sind, und die verschossenen Pfeile verfügen über Schaumstoffaufsätze, die regelmäßig überprüft werden.
Sport und Bewegung
Auf der Homepage des Vereines wird der pädagogische Wert des Liverollenspieles erläutert und auf soziale Kompetenzen verwiesen, die dadurch gefördert und unterstützt werden wie u.a. Kommunikationsfähigkeit, Teambildung, Sport und Bewegung in der Natur, Körperbewusstsein, Kreativität, Angstbewältigung, Naturkunde, Problemlösung und Strategieentwicklung.
Ortsgruppen in Verden und Langwedel
Neben den mehrtägigen Veranstaltungen werden auch drei Tagesveranstaltungen in Ritterhude angeboten. In Verden gibt es eine Ortsgruppe des Vereines, die alle zwei Wochen donnerstags von 16.30 bis 18.30 Uhr Veranstaltungen mit dem Titel „Abenteuerpfade“ für ihre Mitglieder im Stadtwald anbietet. Eine weitere Ortsgruppe gibt es auch in Langwedel (Kontakt langwedel@spektakulus.de bzw. verden@spektakulus.de).
Auch am Verdener Domweihumzug nahm der Verein in Gewandung teil und wurde anschließend als besten Fußgruppe prämiert.
Ausführliche weitere Infos gibt es im Internet unter www.spektakulus.de (uc)
