Der Kiebitz wird zum zweiten Mal mit deutlicher Mehrheit gewählt
Auch in diesem Jahr gab es wieder eine Wahl zum Vogel des Jahres. Der Kiebitz (Vanellus Vanellus) konnte von den 120.000 Wählerinnen und Wählern 27,8 % der Stimmen für sich gewinnen und ist damit der eindeutige Sieger.
Ins Auge sticht der taubengroße Vogel vor allem durch die schillernden Farbtöne in seinem schwarz-weißen Gefieder, seine volle Federhaube und die aufwendigen Balzflüge, die als „Gaukeln“ bezeichnet werden. Hierbei führt er gekonnte akrobatische Flugmanöver durch.
Der Kiebitz hatte bereits 1996 schon einmal in Deutschland den Titel erhalten und war darüber hinaus auch Erstplatzierter in sieben anderen Ländern. Doch was steckt eigentlich hinter diesem immer wiederkehrenden Ruhm? Die fünf Vögel, die der Öffentlichkeit zur Auswahl gestellt werden, sucht im Vorfeld ein Fachgremium des NABU aus. Das Hauptauswahlkriterium ist, dass die Art stark bedroht ist. Das Ziel des Wettbewerbes ist es, auf die Vögel aufmerksam zu machen, um so effektivere Maßnahmen zu ihrem Schutz erreichen zu können.
Der Kiebitz als bedrohte Art
Die Zeiten, in denen Kiebitzeier als beliebte Delikatesse gesammelt und verspeist wurden, sind lange vorbei; mittlerweile ist es ganz verboten. Zwischen 1980 und 2016 ist der Bestand der Kiebitze in Deutschland um 93 % zurückgegangen. Seit 2015 steht der Kiebitz offiziell auf der Liste der bedrohten Tiere. Laut einer Schätzung des NABU gibt es nur noch 42.000 bis 67.000 Brutpaare in Deutschland. Auch im Landkreis Verden werden wohl keine großen Kiebitzkolonien mehr entstehen, vermutet Hans-Joachim Winter von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft des NABU Kreisverbandes Verden. Ob sich der Kiebitzbestand wenigstens etwas erholen kann, sei schwer zu sagen und werde sich in den nächsten Jahren entscheiden. Grund für das Verschwinden der Art sei hauptsächlich der Rückgang ihres natürlichen Lebensraums, erklärt der Vogelkundler. Der Kiebitz ist ein Bodenbrüter, der bevorzugt auf Mooren oder Feuchtwiesen mit flachem, insektenreichem Bewuchs lebt. Die Menschen haben viele dieser Gebiete trockengelegt. Heute brüten die Vögel deshalb oft auf Äckern und intensiv gedüngten Wiesen. Dabei eignen sich diese Gebiete in der Regel aufgrund der frühen Mahd, der schnell hochwachsenden Kulturpflanzen und der unbeabsichtigten Zerstörung der Nester durch die Arbeit der Menschen nicht als Lebensraum. Dadurch, dass Kolonien heute aus viel weniger Exemplaren bestehen als in der Vergangenheit, sind sie auch wehrlosere Beute für ihre natürlichen Fressfeinde wie Füchse oder Krähen.
Im Landkreis Verden sei der Kiebitz eher im Nordkreis zu sehen, erzählt der Ornithologe.
Das läge u.a. daran, dass es zum Beispiel in Fischerhude Naturschützerinnen und Naturschützer gibt, die die Flächen pflegen, in denen sich der Kiebitz wohlfühlt. Auch deutschlandweit ist er im Norden verbreiteter als im Süden.
Hilfe für den Kiebitz
Die erfolgreichste Hilfe für den Kiebitz besteht darin seine natürlichen Lebensräume zu erhalten oder wiederherzustellen, z.B. durch die Wiedervernässung von Feuchtwiesen. Aber auch Landwirtinnen und Landwirte können durch sogenannte „Kiebitzinseln“ einen Beitrag zu dessen Schutz leisten.
„Kiebitzinseln“ bieten Schutz
Eine „Kiebitzinsel“ sei eine vorübergehend brachgelegte feuchte Ackerfläche von mindestens einem halben Hektar, auf der die Kiebitze ungestört brüten können, erklärt Winter. Die Inseln bieten nicht nur ein Zuhause für die Kiebitze – auch andere bedrohte Vogelarten wie die Feldlerche oder das Braunkehlchen lassen sich dort nieder. Eine weitere Möglichkeit, einer Kiebitz-Familie das Leben zu retten, bestehe darin, die Nester auf dem Feld ausfindig zu machen, sie mit einem Elektrozaun einzuzäunen und zu umfahren. Für die unter Schutz gestellte Fläche wird mittlerweile auch eine Entschädigung gezahlt.
Um die Gelege in den Feldern zu sichten, wird auch auf Zusammenarbeit mit der Jagdgemeinschaft gesetzt, die bei der Rehkitzrettung mit darauf achtet.
Brutpaare melden
Ab Mitte März verhalten sich die Kiebitze brutverdächtig, sodass es möglich sei, Brutpaare zu dokumentieren, erklärt Winter. Eine große Hilfe für die Ornithologen ist die Meldung von gesichteten brutverdächtigen Kiebitzen auf Ornitho.de. Mit diesen Informationen können Maßnahmen zum Schutz der Kiebitze durchgeführt werden. Eine weitere Hilfe bestehe darin, Hunde nicht auf Wiesen frei laufen zu lassen, wo sichtlich junge Vögel leben.
„Ziel der Verdener Ornithologen ist, restliche Brutbestände zu schützen und zu vergrößern. Über die Ergebnisse werden wir berichten!“, so Winter. (ee)