Um die Natur zu erleben, müssen wir nicht an die atemberaubenden Orten in den Bergen, im Dschungel oder der Südsee reisen, die uns im Internet oder im Kino präsentiert werden. Es reicht, mit offenen Augen vor die Haustür, in den eigenen Garten, in den nächsten Park oder auf den Friedhof zu gehen, erklärt die Biologin, Podcasterin und Autorin Jasmin Schreiber in der Einleitung ihres neuen Buches mit dem passenden Titel „Schreibers Naturarium“.


Entdeckungen am Wegesrand
Jasmin Schreiber liebt die Natur und alles, was in ihr so kreucht und fleucht. Ganz besonders Krabbeltiere haben es ihr angetan. Zunehmend begeistert sie sich aber auch für die Vogelwelt und andere derzeitige wie auch prähistorische Tiere und Pflanzen. Mit ihrem Buch lädt sie zu einer gemeinsamen Erkundungstour ein, bei der sie zeigt, was alles am Wegesrand zu entdecken ist. „Was wir lieben, schützen wir. Also lass uns jetzt so richtig in die Natur reinverknallen“, ist die Aufforderung, mit der sie ihr Buch beginnt. Das ist der Auftakt einer Reise durch alle vier Jahreszeiten. Jedem Monat ist ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem Schreiber erzählt, was zu der jeweiligen Zeit in der Tier- und Pflanzenwelt zu erleben ist und wie sich das am besten beobachten und schützen lässt. Illustriert ist das alles mit liebevoll gestalteten Zeichnungen der Autorin.

Spatzen im Mai und Ameisen im Juni
Im Januar geht es u.a. um die Faszination für Moose und Kleinlebewesen wie Asseln und Springschwänze sowie die riesigen Höhlensysteme von Dachsen.
Im Mai erklärt Schreiber z.B., wie wichtig und interessant das Leben der Spatzen für die Umwelt ist, aber auch, wie wichtig größere Tiere wie Mammuts oder die heutigen Elefanten als „Ökosystemingenieure“ für die Entstehung und das Gleichgewicht verschiedener Landschaftsbiotope sind. Im Pflanzenbereich wird augenzwinkernd erläutert, wie es mit den Bienen und den Blüten so läuft und als Praxis-Tipp erklärt die Autorin, wie sich ein Herbarium, also eine botanische Sammlung getrockneter Pflanzen, anlegen lässt.
Erstaunliches steht im Juni auf der Tagesordnung: Es wird erklärt, was für einzigartige Lebewesen die Flechten sind, die mehrere tausend Jahre alt werden und als Symbiose zwischen Pilzen und Algen existieren. Über Blattläuse, die von Ameisen gemolken werden, kommt der Text auf den parasitär lebenden Leberegel zu sprechen. Dieser schafft es, im Laufe seines Lebens auf erstaunlichem Weg aus dem Darm von Schafen in den Organismus von Schnecken, von dort in die Ameisen und dann zurück ins Schaf zu gelangen.

Sind Meisen Dinosaurier?
Wenn wir hingegen scheinbar gewöhnliche Rotkehlchen oder Meisen beobachten, so lernen wir auf den folgenden Seiten, haben wir es aus Sicht bekannter Naturforscher mit Dinosauriern zu tun. Als Mitmachaktion für den Juni empfiehlt Schreiber eine Fotoreportage eines Ereignisses oder Ortes in der Natur zu produzieren – als Blog, auf Social Media oder ausgedruckt als Büchlein.
Beim Lesen bekommst du das Gefühl, die Autorin stehe persönlich neben dir und erklärt, was es alles zu wissen und zu entdecken gibt. Das Buch motiviert dazu, mit offenen Augen, Ohren und kindlicher Neugier die Natur zu erleben – die Liebe und Begeisterung der Autorin für die Tiere und Pflanzen wirkt ansteckend gemäß ihres Mottos „lass die Asseln in dein Herz!“. (uc)


Eichborn Verlag, ISBN: 978-3-8479-0136-5, Hardcover, 352 Seiten, 26,- €