Artikelserie „Solawis im Landkreis Verden“ – Teil 1: Die „Bohnenbande“ in Quelkhorn

Die Solawi-Mitglieder Gesa und André (r.) aus Quelkhorn freuen sich über das Gemüse, das Julia und Basti (l.) für sie anbauen. Foto: uc

Die Landwirtschaft ist in der Krise: Der weltweite Konkurrenzkampf und der Preisdruck der großen Handelsketten führen dazu, dass viele kleine Höfe wirtschaftlich nicht mehr existieren können und aufgeben. Gleichzeitig wird die Form, wie aktuell Lebensmittel produziert werden, für viele Umweltprobleme verantwortlich gemacht: das zunehmende Artensterben, die Treibhausgasemission oder die Verarmung der Böden. „Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, haben meist nur die Wahl entweder die Natur oder sich selbst auszubeuten“, fasst das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V. das Pro­lem drastisch zusammen. Es ver­tritt deshalb ein alternatives Kon­zept, wie sich Verbraucher*innen und landwirtschaftliche Betriebe ge­meinsam organisieren. Bei der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) finanzieren die Abnehmerinnen nicht das einzelne Le­bens­mittel, sondern mit einem fes­ten Beitrag gemeinsam die gesamte Produktion und teilen dann untereinander den Ernteertrag auf.
Während es im benachbarten Landkreis Rotenburg bereits einige Solawis gab, wurde 2021 mit dem „Grünen Zebra“ in Riede die erste Solawi im Landkreis Verden gegründet. Seitdem wächst die Anzahl rasant. In unserer neuen Artikelserie wollen wir ab sofort in jeder Ausgabe eine Solawi aus dem Landkreis vorstellen.

Die Bohnenbande
Wir beginnen mit der „Bohnenbande“ in Ottersberg-Quelkhorn, die 2022 auf dem Gelände des ehemaligen Gemeinschaftsgartens ihre Arbeit aufnahm. Eine Gruppe von Leuten aus dem Raum Ottersberg hatte hier auf dem Teil einer ehemaligen Gärtnerei sechs bis sieben Jahre lang in der Freizeit Gemüse für den Eigenbedarf angebaut. Doch das ehrenamtlich organisierte Projekt funktionierte nicht mehr so richtig und so setzten sich im Herbst 2021 Julia Hofpointner, Bastian Hebert und Maurice Neuwirth zusammen und entwickelten die Idee zur Gründung einer Solawi auf dem Gelände. Neuwirth gehörte bereits zur Gründungsgruppe des Gemeinschaftsgartens. Der studierte Landwirt Hebert arbeitete zuvor als Gärtner beim benachbarten Parzivalhof und Hofpointner hatte eine Demetergemüsebau-Ausbildung gemacht, konnte sich aber nicht vorstellen, irgendwo als Angestellte in diesem Bereich tätig zu sein.

Dritte Person gesucht
Nach Gründung der Solawi entschloss sich Maurice jedoch, in den Norden zu ziehen, und so machen Julia und Bastian erstmal zu zweit weiter in der Hoffnung, vielleicht noch jemand Passenden zu finden, der oder die den freigewordenen Platz im Team über­nehmen möchte.
Ehrenamtlich unterstützt werden die beiden von drei bis vier Aktiven aus der Gemeinschaftsgartenzeit. „Die sorgen dafür, dass hier alles blüht und so schön aussieht“, schwärmt Julia. Ihnen liegt es sehr am Herzen, dass der Garten ein offener Ort bleibt, an dem sich Leute treffen und die Freizeit genießen. Es gibt Sitzecken, einen Brot-/Pizzabackofen sowie Aktions- und Kennenlerntage im Garten. Auch Schulklassen und Kin­dergärten sind gelegentlich bei der Bohnenbande zu Gast und erkunden den Garten. Aber die Hauptbeschäftigung der Solawi ist natürlich die Produktion von gesundem Biogemüse. Das Gelände verfügt über 1,2 Hektar Frei­land­gartenfläche, mehrere Fo­li­en­­tunnel und 1,5 Hektar Grünland, auf dem Schafe und Pferde weiden. Rund 40 verschiedene Gemüsekulturen inklusive Beson­der­heiten wie z.B. Ingwer werden hier angebaut.
Aktuell kann ein großer Ernteanteil für 125 € monatlich sowie ein kleiner für 77 € gebucht werden. Auch eine Probemitgliedschaft für nur einen Monat wird an­geboten. Abgeholt wird das Ge­müse direkt im Garten. Hier gibt es eine kleine Hütte mit einer Liste, auf der aufgeführt ist, wie viel von welchem Gemüse pro Anteil mitgenommen werden darf. Gern werfen die Mitglieder bei dieser Gelegenheit auch einen Blick in die Beete und äußern Anbauwünsche für die nächste Saison.

Infostände in Wilstedt und Thedinghausen
Um ihr Projekt sowie die Solawi-Idee bekannter zu machen, waren Julia und Bastian bereits mit einem Infostand auf den Wochenmärkten in Ottersberg, Fischerhude und Oyten vertreten. Diesen Herbst werden sie sich außerdem am 10. September auf dem Wilstedter Markt für Kunst und Handwerk sowie gemeinsam mit dem „Grünen Zebra“ am 3. Oktober auf dem Apfeltag der Mosterei Finkenburg in Thedinghausen-Eißel präsentieren. Infos über die Aktionstage im Garten und vieles mehr gibt es auf der Homepage https://solawi-bohnenbande.de/. (uc)