Mit viel Liebe zum Detail wurde das ehemalige Bauernhaus in Emtinghausen energetisch saniert


Der Stammhof „Trantelshus“ in der Deichstraße in Emtinghausen ist seit dem Bau im Jahr 1768 im Besitz der Familie Meier/Trantels. Er befindet sich im Außenbereich des Dorfes und lag bis zum Bau des Eyterschöpfwerkes in Eißel im Jahr 1968 im Überschwemmungsgebiet. Daher war der Hof häufig von Hochwasser betroffen. So auch im Jahr 1946: Das gesamte Erdgeschoss stand damals unter Wasser und an der noch heute erhaltenen und liebevoll restaurierten Innentreppe war ein Boot befestigt.

Bis 2004 landwirtschaftlich genutzt

Bis ins Jahr 2004 wurde der Hof von Heinrich und Margret Meier landwirtschaftlich genutzt. Zum Anwesen gehört auch ein Alten­teilerhaus, in das Tochter Imke im November 1993 mit ihrem Ehemann Axel Meyer zog. Die dazugehörigen Ländereien sind heute verpachtet. Nach dem Tod von Margret Meier im Jahr 2014 wurde gemeinsam überlegt, wie das landwirtschaftliche Anwesen weiter genutzt werden könnte, berichtet Imke Meyer. Im Jahr 2017 wurden die Planungen konkreter. Der Architekt und zertifizierte Energieberater Ralf Jenßen wurde beauftragt, ein Nutzungs- und Planungskonzept zu erstellen und die Förderwürdigkeit des Vorhabens durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau zu bescheinigen. Der Sohn Hauke erklärte sich bereit, zusammen mit seiner Freundin Anna den Hof zu über­neh­men. “Uns war es wichtig das Gebäude energetisch zu sanieren und natürliche Baustoffe zu verwenden”, so Hauke Meyer. Mit den Bauarbeiten wurde im Frühjahr 2018 begonnen. Das alte Haus war bisher nur unzureichend gedämmt. Es wurde vollständig entkernt und nur die Außenwände und ein Teil der Innenwände blieben stehen.

Auch der Fußboden wurde neu gedämmt

Der gesamte Fußboden wurde ausgekoffert. Dabei stellte sich heraus, dass die Innenwände ohne Fundament gebaut waren. Stückweise wurden sie von unten frei­gelegt und mit einem Fundament versehen. Der Fußboden wurde neu aufgebaut und gedämmt. „Viele unterschätzen, wie viel Wärme über den Boden verloren geht; ähnlich viel, wie über eine schlecht gedämmte Wand“, erklärt Axel Meyer. Die Außenwände erhielten eine Innendämmung mit Holzständerwerk und die Wandzwischenräume wurden eben­so wie die gesamte Dachkonstruktion mit Zellulose ausgeflockt bzw. mit Holzwolle­dämm­platten versehen. Die Wände wurden wegen des angenehmen Raumklimas mit Lehm verputzt und mit Kalkfarben gestrichen.
Der Dachstuhl war leider zu 80 % mit Holzwurm befallen, sodass er inklusive großer Teile der Zwischendecke erneuert werden musste. Die Asbestzementplatten auf dem Dach wurden fachgerecht entsorgt und durch Ziegel ersetzt. Auch die alte Glaswolledämmung wurde mit viel Akribie entfernt und durch ökologische und wohngesunde Stoffe ersetzt. „Uns war es wichtig, nur noch Materialien zu verwenden, die zur Not irgendwann mal auf dem Kompost entsorgt werden könnten“, so Axel Meyer.

Dreifachverglaste Holzfenster

Die Kunststofffenster wurden dement­sprechend ebenfalls ausge­tauscht und durch dreifach verglaste Holzfenster ersetzt, die sich hervorragend in die ursprüngliche Gesamtoptik einfügen. Eine Pelletheizung im Kuh­stall sowie ein im System inte­grierter Holzofen versorgen das Haus mit Wärme aus nachwachsenden Rohstoffen. Der Heizungsspeicher wurde so konzi­piert, dass eine spätere Er­wei­terung mit Solarthermie­kollek­to­ren oder z.B. einer Wärme­pumpe möglich wären.
Bei der Sanierung wurde darauf geachtet, möglichst alte Elemente wie die Deckenbalken, die Holztreppe, zwei bemalte Innenwände und den Gewölbekeller zu erhalten und mit modernen Elementen zu kombinieren. Bei der geschmackvollen Gestaltung hat sich besonders die Schwiegertochter Anna eingebracht. So wurde auch die alte „Frankfurter Küche“ aus den fünfziger Jahren liebevoll restauriert und mit modernen Elektrogeräten versehen.

Auch Annas Eltern halfen tatkräftig mit

Am Umbau war die gesamte Familie beteiligt, inklusive Annas Eltern Annegret und Hubert. Vieles wurde in Eigenarbeit geleistet. Für die notwendigen Facharbeiten wurden vorrangig örtliche Firmen engagiert. Besonders die gute Zusammenarbeit mit dem Zimmerer Peter Neumann, der viele gute Vorschläge einbrachte, hebt die Familie hervor. Im September 2020 zog das junge Paar ein. Einige Restarbeiten sind immer noch zu erledigen, so ist momentan der Bau einer Holzterrasse in Arbeit.


Die Familie Meyer/Batsch (links) ist stolz auf die Sanierung ihrer Hofstelle. Janine Schmidt-Curreli und Erich von Hofe, verantwortlich für die Prämierung ökologischer Bauprojekte, zeigen sich beeindruckt.

Grüne Hausnummer

Architekt Ralf Jenßen hat das Bauvorhaben derweil für die Verleihung der Grünen Hausnummer 2021 eingereicht, mit der Modellprojekte für besonders energieeffiziente Neubauten und Sanie­ungen prämiert werden. Erich von Hofe vom Klimaschutzverein IEKO und Janine Schmidt-Curreli von der Klimaschutzagentur KleVer, die für die Verleihung der Grünen Hausnummern zuständig sind, zeigten sich bei einem Besuchstermin Mitte Juni beeindruckt von der Sanierung und so ist zu vermuten, dass der Auszeichnung im November nichts im Wege steht. (uc)